ETF Abkürzungen: Diese Begriffe musst du vor dem Kauf kennen

Es ist so weit. Du hast dich dazu entschieden, deinen ersten ETF zu kaufen. Jetzt bist du eingeloggt auf der Seite deines Brokers und kurz vor dem Kauf. Doch überall liest du so komische Wörter und Abkürzungen wie swap, Volatilität oder TER. Außerdem haben die ETFs noch so kryptische Namenszusätze wie UCITS oder Acc. Was haben diese Begriffe alle zu bedeuten? Damit du nicht vor dem ETF-Kauf zurückschreckst, erklärt dir dieser Artikel alle wichtigen Ausdrücke sowie sämtliche Abkürzungen in ETF-Namen.




ETF Abkürzungen

Erster Namensbestandteil: Anbieter des ETFs in Deutschland

Einen Blick auf den Namen des ETFs lässt schon erste Fragen aufkommen. Was bedeuten all diese Abkürzungen? Hat man erst einmal das System dahinter verstanden, ist es ganz leicht das Ganze auf andere ETFs zu übertragen. Doch fangen wir mit dem ersten Kürzel an.

Als Beispiel haben wir uns den iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD (Dist) herausgesucht. Das erste Kürzel, hier „iShares“, steht dabei für den Anbieter des ETFs. In diesem Fall handelt es sich um ein Produkt von Blackrock, die unter dem Namen iShares vermarktet werden. Blackrock ist übrigens der größte Vermögensverwalter der Welt. Bei ETFs der anderen Anbieter solltet ihr den Emittenten leichter erkennen können. So beginnen die ETFs von Vanguard immer mit „Vanguard“ und die von Amundi mit „Amundi“. Eine Liste aller ETF-Anbieter in Deutschland habe ich euch hier herausgesucht:

  • Amundi
  • Blackrock Asset Management (iShares)
  • Deka (Sparkassen)
  • Invesco
  • Lyxor (z.B. ComStage, Lyxor)
  • Pimco
  • State Street
  • UBS Exchange Traded Funds
  • Vanguard
  • Xtrackers (Deutsche Bank)

Ich persönlich würde beim Kauf eines ETFs nicht unbedingt auf den Anbieter schauen. Wichtigere Kriterien für mich sind vor allem: welcher Index abgebildet wird, die laufenden Kosten und der Tracking Error. Zu diesen Begriffen kommen wir später noch.

In unserem Beispiel steht hinter dem Anbieter noch das Wort „Core“. Doch wofür steht das „Core“ bei ETFs? Dabei handelt es sich um eine Serie aus den beliebtesten Aktien- und Anleihen-ETFs von Blackrock. Also mehr ein Marketing-Aspekt, als ein bedeutender Hinweis. Diese Unterkategorien tauchen übrigens nur bei wenigen Fonds auf.


ETF Abkürzungen: Die Aktienindizes der ETFs

Nach der Unterkategorie des ETF-Anbieters folgt der Aktienindex, der mit diesem Index-Fonds abgebildet wird. In unserem Beispiel ist das der S&P 500.  Also ein Aktienindex, der von der Firma S&P herausgegeben wird, welcher die Wertentwicklung der 500 größten Unternehmen der USA abbildet. Über die wichtigsten Aktienindizes für ETFs habe ich bereits einen anderen Artikel geschrieben. Mit dabei sind unter anderem der MSCI World, MSCI Emerging Markets oder auch der FTSE All World. Beliebte Aktienindizes, die ich in meinem Artikel nicht erwähnt habe, sind zusätzlich beispielsweise der DAX, der Dow Jones oder der Nikkei aus Japan. Neben Fonds, die klassische Aktienindizes abbilden, gibt es seit neuestem auch die Möglichkeit in einen grünen Index zu investieren. Diese nachhaltigen ETFs zeichnen sich durch die Ergänzung „ESG Screened“ oder „ESG Enhanced“ aus.

Aktienindizes

UCITS – die EU-Regulierung für ETFs

Direkt nach dem Namen des abgebildeten Index folgt bei allen ETFs, die in Europa zugelassen sind, das Kürzel „UCITS“. Doch wofür steht UCITS bei ETFs? Die Abkürzung bedeutet: Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities. Diese EU-Regulierung soll dem Schutz der Anleger dienen. In den UCITS werden Anforderungen gestellt, an die sich Fonds in Europa halten müssen. Ein Beispiel: ETFs dürfen maximal 20% des Fondsvolumens in einen Wert stecken. Die Einhaltung der Anforderungen wird beispielsweise von der BaFin überprüft.

ETF Abkürzungen: Die Währung eines ETFs

Nach den Hinweisen auf die UCITS-Regulierung und darauf, dass es sich hierbei um einen ETF handelt, folgt oft die Währung des Fonds. Die Abkürzung „USD“ im ETF-Namen steht für US-Dollar, „EUR“ hingegen für Euro. Die Währung steht allerdings nicht immer im Namen. Doch warum ist die Währung des ETFs so wichtig? Du kannst ihn ja schließlich auch an einer deutschen Börse in Euro kaufen.

Stichwort ist das Währungsrisiko. Das hat folgende Auswirkungen. Hier ein kleines Beispiel: Du kaufst einen ETF, der in Dollar notiert, an einer deutschen Börse in Euro. Bei einem starken Euro bekommst du im Vergleich mehr ETF-Anteile, als bei einem schwachen Euro. Fällt der Wert des Dollar im Zeitraum bis zum Verkauf der Wertpapiere, bekommst du viel weniger für deine ETFs als bei gleichbleibendem Wechselkurs.

Das Währungsrisiko kann aber auch als Währungschance wahrgenommen werden. Dir sollte beim Kauf eines ETFs in Fremdwährung aber stets auch das Risiko bewusst sein. Selbst wenn die Schwankungen zwischen US-Dollar und Euro eher niedrig sind: Es gibt sie.


Acc. und Dist.: Die Ertragsverwendung bei ETFs

Am Namensende unseres Beispiel-ETFs steht die Abkürzung „Dist“. Das Gegenstück dazu ist „Acc“. Doch wofür stehen „Dist.“ und „Acc.“ bei ETFs? Ganz einfach: sie sind die englischen Abkürzungen für ausschüttende bzw. thesaurierende ETFs. „Dist.“ steht dabei für „distributing“, also ausschüttend. Wohingegen „Acc.“ von „accumulating“ stammt, also für thesaurierend steht. Es geht um die Ertragsverwendung des ETFs, oder einfach gesagt: Was macht der ETF mit seinen Dividenden?

Bei der ausschüttenden Fonds-Variante behält der Anbieter die Dividenden so lange ein, bis er sie zu einem fixen Termin in einem bestimmten Intervall ausschüttet. In vielen Fällen ist das einmal pro Quartal. Es gibt aber auch ETF-Anbieter, die nur einmal im Jahr ausschütten. Wenn ihr in mehrere Dividendenzahler einzeln investiert, bekommt ihr wahrscheinlich häufiger eine Dividende ausgezahlt. Bei einem ausschüttenden ETF werden diese Erträge gesammelt und gebündelt ausgeschüttet.

Bei thesaurierenden ETFs landet dagegen gar keine Ausschüttung direkt auf eurem Konto. Vielmehr legen Anbieter dieser Index-Fonds die erhaltenen Dividenden wieder an und kaufen mehr Anteile der Unternehmen des abzubildenden Index. Dadurch steigt der Wert der Fonds automatisch an. Diese Form der ETFs bietet sich für Investoren an, die ein Vermögen aufbauen wollen. Ein ähnliches Verfahren gibt es übrigens auch bei Aktien, die eine sogenannte Stockdividende anstatt einer Bardividende ausschütten. Wenn ihr mehr über die Unterschiede der beiden Ertragsverwendungsarten erfahren möchtet, empfehle ich euch meinen Artikel zu ausschüttenden und thesaurierenden ETFs.

Abbildungsart: physische vs. synthetische Replikation

Nachdem wir alle Namensbestandteile und Abkürzungen des ETFs durchgegangen sind, fehlen dir vor dem Kauf nur noch wenige Begriffe für den vollen Durchblick. Einer davon ist die Replikationsmethode. Also die Art, wie ein ETF einen Index nachbildet. Dabei unterscheidet man zwischen der physischen und der synthetischen Replikation.

Bei der physischen (direkten) Replikation wird ein Index eins zu eins im ETF abgebildet. Das bedeutet: Es sind alle Aktientitel im gleichen Verhältnis wie im Index enthalten. Der Vorteil in dieser Replikationsmethode ist die Genauigkeit (niedriger Tracking Error), denn der Index wird auf jeden Wert identisch abgebildet. Das ist natürlich sehr aufwendig und daher meist teurer als bei der synthetischen Methode.

Bei der synthetischen (indirekten) Replikation bilden ETFs die Wertentwicklung des Index mithilfe von Tauschgeschäften (swap) nach. Der ETF hält also nur bestimmte Anteile und tauscht dessen Rendite beispielsweise gegen die Performance des Vergleichsindex. Dadurch, dass ein synthetischer ETF nicht alle Index-Unternehmen halten muss, ist diese Replikationsmethode meist günstiger – hat also eine niedrigere TER. Außerdem lässt sich so auch die Performance von schwierigen Indizes nachbilden, an dessen Werte man nur schwer kommt. Dagegen haben synthetische ETFs meist einen höheren Tracking Error, da sie einen Index nur nachbilden und nicht abbilden.

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Laufende Kosten: Total Expense Ratio

Im Gegensatz zu Aktien fallen bei ETFs auch laufende Kosten an. Über die Gebühren von ETFs habe ich bereits einen Artikel geschrieben: ETF Kosten – diese Gebühren fallen wirklich an.

Diese laufenden Kosten sind, etwas irreführend, als Total Expense Ratio oder auch Gesamtkostenquote aufgeführt. Sie beinhalten allerdings keine Transaktionsgebühren und somit nicht alle Kosten. Daher ist der Name etwas verwirrend. Vielmehr sind in der TER beispielsweise Lizenzgebühren, Verwaltungsgebühren oder Kosten für Wirtschaftsprüfer enthalten – also alles was für den Betrieb des ETF anfällt.

Es gibt schon ETFs mit einer TER von nur 0,05%. Allerdings solltet ihr nicht nur nach dem günstigsten ETF für euren Wunsch-Index Ausschau halten, sondern stets auch nach dem Tracking Error schauen.

Tracking Error bei ETFs

Der Tracking Error, auf Deutsch auch Nachbildungsfehler, beschreibt nämlich die Abweichung der Wertentwicklung zwischen Index und ETF. Steigt ein Index beispielsweise um 5% im Wert, der zugrunde liegende Fonds aber nur um 4%, ergibt das einen Tracking Error von 1%. Dieser Fehler ist meist bei synthetisch replizierenden ETFs etwas höher als bei physischen Replizierern, da sie einen Index ja nur nachbilden.

Es kann also sein, dass ein günstiger ETF einen hohen Tracking Error hat und damit insgesamt schlechter in der Performance abschneidet als ein etwas teurer Index-Fonds. Liegt die TER des günstigen Fonds beispielsweise 0,15% unter der des teureren, aber die Tracking Difference des teureren ETFs ist 0,3% geringer, dann ist dieser im Ganzen günstiger für euch. Einen niedriger Tracking Error ist z.B. dadurch möglich, dass ETFs durch Wertpapierleihe zusätzlich Geld erwirtschaften.

Volatilität von ETFs

Die Volatilität beschreibt die Schwankungen eines Wertpapiers. Bei einem hohen Wert schwankt der Kurs des ETFs stark nach oben oder unten. Generell solltet ihr bei Index-Fonds aber eine geringere Schwankung und damit eine niedrigere Volatilität als bei einzelnen Aktien sehen. Denn ein Korb aus mehreren Aktien, was ein Index-Fonds ja ist, bewegt sich weniger extrem als Einzelwerte. Je höher die Volatilität, desto riskanter aber auch chancenreicher ist ein Wertpapier. Wenn ihr eure ETFs für eine lange Zeit haltet, sollte euch die Volatilität wenig Kopfschmerzen bereiten. In meinen Artikel „Wann Aktien und ETFs kaufen?“ habe ich einige Studien gefunden, die zeigen, dass viele Index-Fonds nach 15 Jahren Haltedauer über die letzten 50 Jahre immer eine positive jährliche Rendite aufweisen.


Das Fondsvolumen eines ETFs

Damit du nicht in einen ETF investierst, der bald liquidiert wird, solltest du auf das Fondsvolumen schauen. Denn erst ab einer bestimmten Größe ist ein Index-Fonds für den Anbieter profitabel. Ein guter Richtwert sind hier 100 Mio. Euro. Ein großes Fondsvolumen hat auch Vorteile für dich. Zum einen treten bei einem hohen Volumen Skaleneffekte ein und die Kosten verteilen sich auch mehrere Anteilseigner. Außerdem bedeutet ein großes Fondsvolumen auch viele Anteile und damit eine hohe Liquidität am Markt. Die Anteile sind also immer gut zu kaufen oder auch zu verkaufen.

Jetzt solltet ihr für euren ersten ETF-Kauf gewappnet sein und vor keinen Abkürzungen mehr zurückschrecken. Wahrscheinlich fragt ihr euch aber immer noch: Welchen ETF soll ich kaufen? Diese Frage beantworte ich euch in einem anderen Artikel.

Fazit: ETF Abkürzungen

Als Anfänger wird man an der Börse mit zahlreichen Fremdwörtern überschüttet und schnell befindet man sich in einem undurchsichtigen Dschungel voller Bezeichnungen, die man vorher noch nie gehört hat. In diesem Artikel habe ich euch sämtliche Abkürzungen in ETF-Namen sowie alle wichtigen Begriffe vorgestellt, die ihr vor eurem ersten Kauf wissen müsst. Hat man diese und den Aufbau von ETF-Namen erst einmal verstanden, herrscht relativ schnell ein guter Durchblick im ETF-Dschungel. Daher hoffe ich sehr, dass euch dieser Artikel beim ersten ETF-Kauf geholfen hat. Habe ich noch einen wichtigen Begriff vergessen? Dann schreibt ihn gern in die Kommentare!

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6 Kommentare.

  • Sehr schöne Übersicht, besten Dank. Mir würden noch die Begriffe DR und TR in der Namensstruktur fehlen.

    • Danke für dein Feedback!
      Beim nächsten Update nehme ich die beiden Kürzel gern mit auf.

  • was bedeutet Escreened (Z.B.: ESG screened) und enhanced (z.B.: ESG enhanced)

    • Hi Klaus,
      bei ETFs, welche die Kürzel „ESG Screened“ oder „ESG Enhanced“ im Namen haben, spricht man von nachhaltigen ETFs. Die Fonds investieren dann nur in die Unternehmen, die den ESG-Kriterien entsprechen. Ausgenommen werden z.B. Tabakhersteller oder die Rüstungsindustrie. Ich habe darüber bereits einen eigenen Blogeintrag geschrieben – schaue ihn dir gern an: https://scueeze.com/blog/nachhaltige-etfs-der-komplette-guide/

  • Was bedeutet „Hedged“?

    • Hi Hans,
      „Hedged“ im Namen von ETFs taucht meistens zusammen mit der Bezeichnung einer Währung auf. Beispiel: EUR Hedged. Ein solcher ETF ist währungsgesichert (engl. „hedge“). Das bedeutet, du unterliegst bei einem solchen ETF keinem Wechselkursrisiko. Da breite ETFs über mehrere Länder in verschiedenen Währungen investieren und die Werte dieser Währungen schwanken können, kann eine Kursänderung des ETFs auch von Wertschwankungen der Währungen abhängen. Diese Schwankungen aufgrund von Währungsrisiken hast du also z.B. mit einem EUR Hedged ETF in der Regel nicht.

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