Amerikanische Staatsanleihen kaufen – darauf musst du achten!

Banken verlangen in letzter Zeit immer höhere Zinssätze für Kredite, doch geben auf der anderen Seite nur sehr ungern ordentliche Zinsen auf eingelagerte Kundengelder. Staatsanleihen von solventen Staaten, wie den USA oder Deutschland, können eine gute Alternative zum Festgeld sein. Gerade die amerikanischen Staatsanleihen bieten auf den ersten Blick traumhafte Renditen für ein geringes Risiko. Ob das am Ende tatsächlich leicht verdientes Geld ist oder nicht, schauen wir uns in diesem Artikel einmal genauer an.

Amerikanische Staatsanleihen kaufen

Was sind Staatsanleihen?

Doch fangen wir erst mal ganz vorne an: Was sind überhaupt Staatsanleihen? Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen, die von einer Regierung herausgegeben werden, um Kapital für verschiedene Zwecke zu beschaffen. Anders ausgedrückt: Wenn die Steuereinnahmen nicht ausreichen, holt sich ein Staat durch Herausgabe von Staatsanleihen auf diesem Wege frisches Geld. Staatsanleihen sind also eine Möglichkeit für Regierungen, sich Geld von Investoren zu leihen, um damit beispielsweise Infrastrukturprojekte, das Bildungssystem, das Gesundheitswesen oder andere staatliche Ausgaben zu finanzieren. Im Gegenzug für ihr investiertes Kapital erhalten die Investoren regelmäßige Zinszahlungen und am Ende der Laufzeit das geliehene Geld zurück. Wenn man so möchte, geben Investoren auf diese Weise eine Art Kredit an einen Staat.


Wie werden Staatsanleihen emittiert?

Investoren von frisch ausgegebenen deutschen Staatsanleihen können zunächst nur ausgewählte Geschäftsbanken sein, die in einem Bieterverfahren die Anleihen als Wertpapiere ersteigern. Eine Übersicht über die letzten und anstehende Auktionen findet ihr bei der Finanzagentur. Die ersteigerte Schuldverschreibung ist ein zinstragendes Wertpapier, welches dann später von den institutionellen Investoren über die Börse wieder verkauft werden kann. So kommen auch wir Privatanleger dann an Staatsanleihen.

In den USA kann hingegen jede natürliche Person bei einer solchen Auktion zur Ersteigerung von US-Staatsanleihen mitmachen. Allerdings nur, wenn man in den USA wohnt und eine amerikanische Steuernummer hat. Dann reicht ein Account bei Treasury Direct oder einem Broker und schon kann es losgehen. Vorteil beim amerikanischen System: Weil Treasury Direct eine staatliche Agentur ist, fallen für Privatanleger keine Transaktionsgebühren an. Es sind keine Zwischenhändler notwendig und schon das Investieren von kleinen Anlagebeträgen kann sich lohnen. Hier könnte Deutschland sich noch eine Scheibe abschneiden.

Warum in Staatsanleihen investieren?

Investitionen in Staatsanleihen können für uns Anleger verschiedene Vorteile mit sich bringen. Erstens bieten Staatsanleihen im Allgemeinen eine vergleichsweise niedrigere Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder Rohstoffen. Dies bedeutet, dass sie tendenziell stabilere Renditen aufweisen und weniger anfällig für plötzliche Kursschwankungen sind. Diese Stabilität macht Staatsanleihen, gerade für Anleger, die sich etwas Ruhe in ihr Depot holen wollen, zu einer attraktiven Option. Mehr dazu findet ihr auch in meinem Artikel zur optimalen Asset Allocation.

Die niedrige Volatilität kommt vor allem daher, dass hinter den Staatsanleihen Länder mit einer hohen Bonität stehen. Bei solventen Ländern ist das Ausfallrisiko für die Zinszahlungen also recht gering. Daher setzen Investoren besonders gern in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder globaler Turbulenzen auf Staatsanleihen solider Länder, um Risiken zu minimieren.

Zweitens bieten Staatsanleihen eine breite Auswahl an Laufzeiten und Renditen. Dadurch lassen sich zukünftige Einnahmen ganz gut planen und machen Staatsanleihen zu einer super Alternative zu Festgeld-Angeboten. Von kurzfristigen Staatsanleihen mit Laufzeiten von wenigen Monaten bis hin zu langfristigen Anleihen mit Laufzeiten von mehreren Jahrzehnten gibt es eine Vielzahl von Optionen, bei dem bestimmt jeder von uns etwas für seine Bedürfnisse findet.

Bei all diesen Vorteilen von Staatsanleihen beachtet bitte trotzdem: Wie bei jeder anderen Anlageklasse sind auch Staatsanleihen nicht ganz risikolos. Das sieht man nicht zuletzt immer wieder beim Haushaltsstreit der USA. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, könnte die USA alle paar Jahre in die Zahlungsunfähigkeit laufen, wenn sie ihre Schuldengrenze nicht erhöhen. Daher ist es wichtig, eure individuellen finanziellen Ziele, Risikotoleranz und Anlagehorizonte zu berücksichtigen, bevor ihr investiert.


Warum amerikanische Staatsanleihen kaufen?

Jetzt wissen wir, was Staatsanleihen sind, wie sie emittiert werden und welche Vorteile sie haben. Warum aber sollten wir jetzt genau amerikanische und nicht deutsche Staatsanleihen kaufen? Amerikanische Staatsanleihen gelten aufgrund ihres solventen Herausgebers als eine der sichersten Anlageformen weltweit. Sie werden vom US-Finanzministerium ausgegeben und gelten als eine Art Benchmark-Anlageinstrument, an dem sich andere Anleihenmärkte orientieren. Die USA sind für ihre solide Wirtschaft, politische Stabilität und den weltweiten Status des US-Dollars als Reservewährung bekannt, was dazu führt, dass amerikanische Staatsanleihen eine starke Nachfrage von Investoren aufweisen.

Daraus lässt sich schon der erste Vorteil ableiten: Im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen haben amerikanische Staatsanleihen eine breitere Akzeptanz und Liquidität auf dem globalen Markt. Da der US-Dollar eine Reservewährung ist und die USA eine der größten Volkswirtschaften der Welt sind, sind amerikanische Staatsanleihen bei internationalen Investoren sehr gefragt. Diese Punkte führen zu einer hohen Liquidität. Das bedeutet, dass wir Anleger diese Anleihen leicht kaufen und auch wieder verkaufen können. Dazu muss man allerdings sagen, dass deutsche Staatsanleihen auch nicht gerade illiquide sind.

Ein weiterer Vorteil von amerikanischen Staatsanleihen ist ihre höhere Rendite im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen. Aufgrund der vergleichsweise höheren Zinssätze in den USA können wir Anleger potenziell attraktivere Zinszahlungen erhalten, was zu einer besseren Rendite auf unsere Investition führen kann. Dies ist insbesondere für Anleger von Bedeutung, die nach stabilen Einkommensströmen suchen. Folgend aktuelle Renditen im Vergleich (Stand Juni 2023):

  • Deutsche Staatsanleihen, Restlaufzeit 1 Jahr: 2,98%
  • Amerikanische Staatsanleihe, Restlaufzeit 1 Jahr: 5,36%

Momentan leben wir in turbulenten Zeiten und Staatsanleihen mit Restlaufzeiten von einem Jahr bringen aktuell mehr Rendite pro Jahr als 10-jährige Staatsanleihen. Man spricht dabei von einer inversen Zinsstrukturkurve (englisch: inverted yield curve), was in der Vergangenheit oft ein Indikator für eine negative Konjunkturentwicklung war und für Unsicherheit am Markt steht. Schaut deswegen auch immer mal auf die Renditen der verschiedenen Laufzeiten bei Staatsanleihen und trefft dann erst eure Entscheidung.

Nachteile von amerikanischen Staatsanleihen

Neben den Vorteilen, wie höherer Liquidität und einer besseren Rendite haben amerikanische Staatsanleihen aber auch einige Nachteile im Vergleich zu deutschen. Ein großer Nachteil ist das Währungsrisiko. Da amerikanische Staatsanleihen in US-Dollar notieren und ihre Zinsen in Dollar ausschütten, sind wir Anleger hier dem Wechselkursrisiko ausgesetzt. Schwankungen im Wechselkurs können die Rendite beeinflussen und das Gesamtergebnis unserer Anlage beeinträchtigen.

Vereinfachtes Beispiel: Wir kaufen amerikanische Staatsanleihen im Wert von 5.000 USD mit einer Restlaufzeit von einem Jahr und der Einfachheit halber verzichten wir auf eine Rendite. Wir zahlen 5.000 USD ein und wollen nach einem Jahr 5.000 USD wiederbekommen. Das Ganze schließen wir zu einem Devisenkurs von 1,0633 USD/EUR ab, was einem Gegenwert beim Kauf von ca. 4.702 € entspricht. Fällt der Wert des Dollars zur Fälligkeit nach einem Jahr z.B. um ca. 3,5% auf einen Devisenkurs von 1,10 USD/EUR, hätten unsere 5.000 USD nur noch einen Gegenwert von 4.545€. Das Beispiel ist sogar recht real. Die Werte spiegeln den Verlauf des Devisenkurses der letzten 6 Monate wieder.


Währungsrisiko bei amerikanischen Staatsanleihen

Wenn wir jetzt die aktuellen Renditen aus unserem Beispiel oben dazu nehmen, wo die amerikanischen Staatsanleihen fast 2,4% p.a. mehr Rendite bieten, würden sie aufgrund des schwankenden Währungskurses nach einem Jahr schlechter abschneiden als Deutsche. Natürlich kann das in die andere Richtung auch ein Vorteil sein. Gerade bei Staatsanleihen mit niedrigen Renditen in anderen Währungen habt ihr hier aber tatsächlich das Risiko, dass ihr in Euro weniger zurückbekommt als ihr anfangs investiert habt. Und anders als bei Aktien könnt ihr eine Währungsschwäche auch nicht einfach aussitzen, weil irgendwann ist eine Anleihe fällig und ihr bekommt euer Geld ausbezahlt – egal wie der stark oder schwach der Euro-Kurs dann gerade ist.

Wie kann ich amerikanische Staatsanleihen kaufen?

Bist du von den Nachteilen einer amerikanischen Staatsanleihe nicht abgeschreckt, stellt sich als Nächstes die Frage: Wie kann ich amerikanische Staatsanleihen kaufen? Dafür werfen wir zuerst einen Blick darauf, wie man die richtige Anleihe für sich findet.

Die richtige Anleihe finden

Amerikanische Staatsanleihen unterscheiden sich vor allem in ihrer Laufzeit und ihrer Rendite. Dabei unterscheidet man zwischen:

  • T-Bills:
    • Kurzfristige Staatsanleihen mit Laufzeiten von weniger als einem Jahr (meist 4, 13 oder 26 Wochen).
    • Bieten in der Regel niedrigere Renditen im Vergleich zu T-Bonds und T-Notes.
    • Geeignet für Anleger, die kurzfristige, risikoarme Liquidität suchen.
  • T-Notes:
    • Mittelfristige Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 10 Jahren.
    • Bieten eine ausgewogene Kombination von Rendite und Laufzeit.
    • Geeignet für Anleger mit mittelfristigen Anlagezielen.
  • T-Bonds:
    • Langfristige Staatsanleihen mit Laufzeiten von 10 bis 30 Jahren.
    • Bieten in der Regel potenziell höhere Renditen aufgrund ihrer längeren Laufzeiten.
    • Geeignet für Anleger mit langfristigen Anlagezielen.

Die Frage, ob kurz- oder langläufige Staatsanleihen für dich besser sind, hängt von deinen individuellen Anlagezielen und -strategien ab. Sowohl kurz- als auch langläufige Staatsanleihen haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten. Hast du dich für eine Laufzeit entschieden, findest du in einem Anleihen-Screener passende Wertpapiere, die deinen Kriterien entsprechen. Mein Favorit ist der Anleihen-Finder der Börse Stuttgart.


Den richtigen Broker finden

Um eine Anleihe kaufen zu können, benötigst du zunächst einen Broker und ein Depot. Anscheinend lohnt sich der Anleihenmarkt noch nicht für Neobroker, sodass ihr für den Anleihenkauf auf klassische Broker setzten müsst. Und das ist mit entsprechenden Kosten verbunden. So kostet bei der comdirect ein Kauf von amerikanischen Staatsanleihen an der Börse Stuttgart über ca. 4.400 USD gerne über 20€ an Gebühren. Das sind gut und gerne 0,5% vom Kaufpreis und müssen über die Rendite erst mal wieder reingeholt werden. Wenn wir unsere Anleihen dann auch noch vor der Fälligkeit verkaufen würden, fallen noch einmal rund 0,5% an Gebühren an – insgesamt also knapp 1%. Wenn wir die Anleihe hingegen auslaufen lassen, fallen keine weiteren Transaktionskosten an.

Kosten amerikanische Staatsanleihen

Kein Wunder, dass Staatsanleihen in der Niedrigzinsphase bei Privatinvestoren nicht sehr beliebt waren. Und wenn wir die 1% Kosten von den ca. 3% Rendite bei den deutschen Staatsanleihen abziehen, bleiben 2% p.a. übrig und damit genau die Rendite, die z.B. Trade Republic als Tagesgeldzinsen bietet. Dafür würde ich den Ankaufs- und Verkaufsstress nicht mitmachen.

Fazit: Amerikanische Staatsanleihen kaufen

Gerade durch die aktuell hohen Renditen, die amerikanische Staatsanleihen bieten, lässt man sich sehr gerne blenden und denkt schnell über eine Investition nach. Doch ganz so leicht und risikoarm lässt sich damit kein Geld verdienen. Gerade das Währungsrisiko kann uns in Euro handelnden Personen schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Dazu kommen hohe Transaktionsgebühren. Wer auf der Suche nach einer risikoarmen Festgeld-Alternative ist, dem sind amerikanische Staatsanleihen eher nicht zu empfehlen. Vielmehr kannst du dich auf dem heimischen Markt umschauen oder bei Staatsanleihen, die in Euro notieren. Möchtest du hingegen gerade auf einen steigenden Dollar setzten und scheust kein Risiko, dann könnten amerikanische Staatsanleihen ein Instrument für dich sein.

Generell lohnen sich Staatsanleihen für Privatanleger aufgrund der vergleichsweise hohen Transaktionsgebühren erst ab höheren Beträgen oder noch höheren Zinsen und wenn man wenig mit ihnen handelt. Dann fallen die Gebühren nicht mehr so hoch ins Gewicht und die Rendite verbessert sich. Natürlich können Staatsanleihen auch sinnvoll sein, wenn man sich die Zinsen von heute für eine lange Zeit sichern möchte und daher auf langläufige Wertpapiere setzt.

Ihr seht schon: Am Ende kommt es ganz auf eure Anlagestrategie an, ob und welche Staatsanleihen das Richtige für euch sind.