5 Aktien­strategien – auch für Beginner

Wie geht man am besten vor, wenn man in Aktien, Anleihen, ETFs oder andere Finanz­instrumente investieren möchte? Die Frage stellen sich Anfänger gerade zu Beginn ihrer Investment-Erfahrungen. Die beste Antwort dafür, wie bei so vielen wichtigen Entscheidungen im Leben, ist natürlich: mit einer Strategie. Doch wie sieht eine Aktienstrategie überhaupt aus? Welche Aktienstrategien gibt es überhaupt? Was beinhaltet sie und für wen ist welche Aktien­strategie sinnvoll? All diese Fragen beantworte ich im folgenden Artikel.




Aktienstrategien

Was ist eine Aktienstrategie?

Bei einer Strategie spricht man von einem Plan, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dementsprechend ist eine Aktien­strategie ein Plan, um typischerweise ein selbst gesetztes finanzielles Ziel zu erreichen. Hier zeigt sich auch schon, wie unterschiedlich Aktien­strategien sein können – sie hängen nämlich ganz von dem Ziel ab, welches ihr als Investoren habt. Möchtet ihr beispielsweise euer Vermögen schnell vermehren oder setzt ihr lieber auf stabile Aus­schüttungen? Geht ihr gern Risiken ein oder scheut ihr riskante Anlagen? Das sind nur zwei Fragen auf dem Weg zu einer Aktienstrategie, die zu euren Zielen passt. Allein durch diese paar Fragen wird deutlich, dass es nicht nur ein oder zwei Aktienstrategien geben kann. Auf dem Markt existieren eine Vielzahl von Strategien. Natürlich könnt ihr auch eure eigenen Strategien entwickeln oder wandelt bestehende Pläne einfach nach euren Wünschen um. Die folgende Liste gibt eine Idee, wie eine solche Aktien­strategie aussehen kann. Dafür habe ich die wahrscheinlich populärsten Aktienstrategien rausgesucht.


Warum sollte man eine Aktien­strategie haben?

Doch warum ist es überhaupt sinnvoll eine Aktien­strategie zu haben? Ganz einfach: Durch die Strategie habt ihr einen konkreten Plan vor Augen. Ihr lasst euch nicht von anderen Investments ablenken. Strategien sind dabei unter­einander vergleichbar. Du kannst dir also auch gut anschauen, ob deine Strategie besser als der Markt performt und deine Investitionen nicht nur Glück waren. Mit Hilfe deiner Strategie lassen sich außerdem Emotionen ausblenden. Wenn du deiner Strategie­entscheidung vertraust, gibt es auch keinen Grund im Abschwung zu verkaufen. Wie ich einem anderen Beitrag bereits geschrieben habe, lässt häufiges kaufen und verkaufen von Aktien eure Rendite schrumpfen. Doch wie sieht jetzt so eine Strategie aus, an die man sich gut halten kann?

Dividendenstrategie

Das wohl beliebteste Beispiel einer Aktien­strategie ist die Dividenden­strategie. Dabei setzt ihr auf Aktien mit einer hohen Dividendenrendite. Also einer hohen Ausschüttungs­quote relativ zum Aktienkurs. Beispiel: Ihr kauft eine Aktie bei 100€ und diese schüttet im Jahr 5€ an Dividenden aus. Das entspricht einer Dividenden­rendite von 5% pro Jahr. 5% Ausschüttungs­quote zählt im Vergleich schon als hohe Rendite. Aber Achtung: der reine Blick auf hohe Ausschüttungen kann auch in die Hose gehen. Denn eine hohe Rendite kommt auch Zustande, wenn der Aktienkurs relativ niedrig zur Aus­schüttung des Vorjahres ist. Das spricht nämlich für faule Unternehmen und hier solltet ihr besonders vorsichtig sein. Da die Dividende für das abgelaufene Jahr immer nur geschätzt und final erst auf der Haupt­versammlung beschlossen wird, ist eine Dividende auf Vorjahresniveau nämlich nicht garantiert. Fällt der Kurs unseres Beispiel­unternehmens wegen Umsatzeinbußen auf 50€, liegt die erwartete Dividenden­rendite bei 10%. Doch eventuell kann das Unternehmen, wegen des fehlenden Umsatzes, das Dividenden­niveau gar nicht halten und muss diese senken oder gar streichen. Pauschal lässt sich sagen, dass alles über 5% Ausschüttungs­quote unbedingt genauer betrachtet werden sollte. Unternehmen können Dividenden übrigens auch in Form neuer Aktien ausschütten. Über dieses Verfahren lest ihr mehr in meinem Artikel zur Stockdividende.

Hohe Dividendenrendite bei REITs

Es gibt einige Finanzinstrumente, die mehr Geld ausschütten und trotzdem ein funktionierendes Geschäftsmodell haben. Dazu zählen beispielsweise sogenannte REITs (Real Estate Investment Trusts). Gern wird die Dividendenstrategie für Einkommensinvestoren genutzt, die auf monatliche Ausschüttungen setzten, um damit ihren Lebensunterhalt zu zahlen.

Dividenden­wachstums­strategie

Die Dividenden­wachstums­strategie setzt dagegen weniger auf die Höhe der relativen Ausschüttung, sondern auf das stetige Wachstum der Dividenden. So fällt Beispielsweise ein Unternehmen raus, welches konstant 5€ ausbezahlt. Vielmehr wird hier auf Aktien geschaut, die ihre Dividenden Jahr für Jahr steigern. Und zwar nicht relativ zum Aktienkurs, sondern als absoluter Wert, der auf eurem Konto landet. Beispiel: Ein Unternehmen hat eine Dividenden­rendite von 5% und fällt um 50% im Wert. Dann steigt die erwartete Dividendenrendite auf 10%, wie im Beispiel oben. Relativ steigt die Rendite also um 5%, absolut bekommt ihr aber die gleiche Ausschüttung auf euer Konto. Bei der Dividenden­wachstums­strategie werden aber Werte betrachtet, die ihre Dividenden Jahr für Jahr beispielsweise um 0,10€ erhöhen. Natürlich werden hierbei Unternehmen bevorzugt, die ihre Ausschüttungen am höchsten steigern.

Die Betrachtung einer einzigen Kennzahl ist gefährlich

Aber auch hier noch einmal der Appell: Der alleinige Blick auf die Dividenden ist gefährlich. Es sollten immer auch noch weitere Kennzahlen vor dem Aktienkauf betrachtet werden. Immer eine gute Hilfe sind: Free CashFlow, Umsatz- und Gewinn­wachstum sowie die Verschuldungs­quote. Dabei handelt es sich aber nicht um eine abschließende Aufzählung.


Value-Investing

Ziel der Strategie des Value-Investing ist es, Unternehmen günstiger einzukaufen, als ihr innerer Wert ist. Ganz nach dem Zitat „Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent“, welches von dem wohl bekanntesten Anwender dieser Strategie stammt: Warren Buffet. Wie findet ihr günstige Aktien für diese Strategie? Mit Hilfe von Kennzahlen lassen sich günstige Unternehmen aufspüren. Dazu zählen beispielsweise ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder ein historisch tiefes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Auch beim Value-Investing solltet ihr euch nicht allein auf diese beiden Kennzahlen verlassen, sondern das Unternehmen als Ganzes analysieren. Value-Investoren setzen vor allem auf den Kursanstieg einer Aktie. Ein Unternehmen, das sie günstig eingekauft haben, können sie dann mit saftigen Gewinnen wieder verkaufen.

Growth-Investing

Interessante Unternehmen für Growth-Investoren haben im Gegensatz zum Value-Ansatz meist ein sehr hohes KGV. Das liegt daran, dass diese Unternehmen schneller wachsen, als der Marktdurchschnitt. Dieses Wachstum spiegelt sich dann in der Zukunft durch signifikant höhere Umsätze und Gewinne wider, was ein hohes KGV von heute später wieder relativiert. Beispiele für Wachstumswerte sind große Tech-Unternehmen wie Amazon oder auch Tesla. Wachstumswerte reinvestieren ihr Gewinne, um noch schneller zu wachsen, schütten daher aber meistens keine Dividenden aus.

Index-Investing – die richtige Aktien­strategie für Beginner

Auf die Frage, welche Aktienstrategie die beste für Beginner ist, sei an dieser Stelle auf das Index-Investing hingewiesen. Beim Index-Investing sucht ihr euch einen Index aus, der bestimmte Ziele von euch abbildet. Das kann z.B. das Investieren in den deutschen Aktien­markt durch einen DAX-ETF sein. Wollt ihr lieber in Unternehmen investieren die nachhaltig wirtschaften, sucht ihr euch einen ETF der entsprechende Aktien beinhaltet. Ein anderer Artikel von mir zeigt euch den Weg zum passenden ETF. In einem Index werden mehrere Aktien gebündelt, die bestimmten Kriterien entsprechen. Beim DAX sind es beispielsweise die 30 größten börsengehandelten Unternehmen Deutschlands. Der MSCI World Index bildet dagegen die größten 1600 Unternehmen der Welt ab. In einem weiteren Blog-Eintrag von mir findet ihr einen Überblick über die beliebtesten Aktienindizes und passende ETFs.

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Warum ist Index-Investing die beste Aktien­strategie für Anfänger?

Durch das Investieren in einen Korb von Aktien streut ihr euer Risiko. Dabei gilt: Je mehr Unternehmen in dem Index sind, desto kleiner ist das Risiko. Dadurch sinken auch die Schwankungen in eurem Depot. Allerdings sinkt eure Performance ebenfalls. Geht ein Unternehmen mal runter, geht der Kurs eines anderen wahrscheinlich gerade wieder hoch. Das Investieren in Indizes ist im Vergleich zu den anderen Strategien außerdem sehr einfach. Ihr müsst keine Kennzahlen analysieren, sondern investiert einfach in den von euch ausgesuchten Korb an Aktien. Viele der oben genannten Strategien schlagen sich nur selten bis gar nicht besser als ein Vergleichs­index. Warum also nicht einfach in einen Marktindex investieren und die Füße hochlegen? Bevor du das erste Mal über einen ETF in einen Index investiert, solltest du unbedingt meinen Beitrag zu allen wichtigen Begriffen, die man vor dem ETF-Kauf wissen muss, lesen.

Aktienindizes

Welche ist die richtige Aktien­strategie für mich?

Falls ihr euch jetzt also fragt: Welche ist denn nun die richtige Aktien­strategie für mich? Dann hängt die Antwort immer mit euren Zielen zusammen. Ihr wollt hohe Ausschüttungsquoten? Dann ist für euch die Dividendenstrategie die richtige Wahl. Ihr möchtet euer eingesetztes Vermögen schnell verdoppeln und scheut keine Risiken? Dann schaut euch das Growth- und das Value-Investing einmal genauer an. Anfängern empfehle ich das Investieren in Indizes. Hier bekommt man relativ einfach einen Einblick in den Aktienmarkt und streut seine Risiken dabei recht breit. Möchtet ihr vornehmlich in grüne Unternehmen investieren, ist das beispielsweise mit nachhaltigen ETFs möglich, die faire Indizes abbilden.

An dieser Stelle sei aber noch einmal angemerkt, dass eine Vielzahl mehr an Aktien­strategien zu finden sind, als die hier vorgestellten. Und natürlich könnt ihr auch eure eigene basteln. Egal für welche Strategie ihr euch am Ende entscheidet, jede hat auch ihre negativen Seiten.

Aktienstrategien: Mein Fazit

Für welche Aktien­strategie ihr euch auch entscheidet: Fällt eure Kauf­entscheidung nicht nur anhand einer einzigen Kennzahl. Ein Unternehmen ist nicht unbedingt nur günstig, weil es unter dem Radar des Marktes fliegt. Oft stellt sich beim Betrachten der fundamentalen Kennzahlen heraus, dass es gar nicht gut um das Unternehmen steht. Daher ist ein günstiger Kurs oder eine hohe Dividenden­rendite oft auch ein Warnsignal, sich nicht die Finger zu verbrennen.

Außerdem ist der vergangene Erfolg einer Aktienstrategie nicht in die Zukunft weiter­zuschreiben. Das wäre ja auch zu schön! Seid euch also bewusst, dass eine Strategie, die im letzten Jahr 10% besser performt hat als der Markt, im nächsten Jahr auch durchaus schlecht laufen kann.

Welche Aktien­strategie verfolgt ihr und was sind eure Erfahrungen? Schreibt es gern in die Kommentare!

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3 Kommentare.

  • Philipp Kap
    20/06/2021 23:38

    ich versuche eine Mischung aus Aktien und ETF zu finden… Aktien sind halt risikoreicher, aber dafür sind die Gewinne dann auch umso größer (ich gehe immer vom positiven Fall aus) – ich finde ja, wenn man in nachhaltige, größere Unternehmen investiert, ist man sicherlich für die Zukunft gewappnet. Denn das wird auch in Zukunft wichtig sein.

    • Hi Philipp, dann ist für dich vielleicht etwas wie die Core Satellite-Strategie interessant.

  • Markus F
    20/09/2021 14:44

    Hallo Kevin,
    eine schöne Zusammenfassung der verschiedenen Anleger-Typen! Ich habe vor kurzem ebenfalls ein kleines Blog-Projekt gestartet, bei dem ich auf einzelne Aktien-Investments eingehe und diese analysiere. Dabei liegt der Fokus sicherlich stark auf dem Value-Investing, aber ich denke, der Mix mit einer guten Dividenden Steigerung und einem guten Wachstumspotential sind sicherlich wichtig. Würde mich über einen Besuch freuen.
    Viele Grüße,
    Markus

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