Wertpapiere kaufen, halten, verkaufen – ein Kosten­überblick

Ob beim Kauf von Aktien, Anleihen oder ETFs – es fallen immer Gebühren an. Ich, der nur ab und zu mit Wertpapieren handelt, muss vor jedem Kauf immer mal wieder nachschauen, wie hoch denn nun nochmal die Kosten waren. In diesem Artikel schauen wir uns einmal an, wie viel ihr neben dem eigentlichen Kaufpreis der Aktien noch bezahlen müsst, wenn ihr euch für ein Wertpapier an der Börse entscheidet.




Kosten Aktienkauf

In meinem letzten Artikel habe ich euch gezeigt, wie ihr mit dem comdirect Bonus-Sparen automatisch in Wertpapiere investieren könnt. Jetzt schauen wir uns an, wie viele und welche Kosten auf euch zukommen, wenn ihr eure Aktien selbst kauft. Das ganze Beispiel gehen wir einfach anhand der Kostenstruktur der comdirect Bank durch, weil ich dort mein Depot habe. Daher sind alle Angaben zum Stand des Veröffentlichungsdatum dieses Eintrags und können sich geändert haben, wenn ihr das hier lest. Die comdirect ist ein sogenannter Discount Broker. Das bedeutet, hier ist es vergleichsweise günstig Aktien zu handeln. Falls ihr nicht bei einem günstigen Boker sein solltet, schaut vor dem Wertpapierkauf unbedingt auch noch einmal in das Preis-/Leistungsverzeichnis eures Brokers. Dann habt ihr nach dem Kauf kein böses Erwachen.


Depotkosten

Zum Kauf von Wertpapieren braucht ihr als erstes ein Depot. Das bekommt ihr nicht unbedingt bei jeder Bank, aber bei vielen. Bei der comdirect als Discount Broker ist ein Depot die ersten 3 Jahre kostenlos (Stand 2020). Danach auch, solange man einen dieser drei Punkte erfüllt:

  • 2 Trades im Quartal
  • Wertpapiersparplan, Ausführung min. einmal im Quartal
  • Nutzung des Girokontos

Ansonsten kostet ein Depot 1,95€ pro Monat. Da bei der comdirect auch das Girokonto kostenlos ist, sollte man das auf jeden Fall mitnehmen. Bei einigen Hausbanken können für Girokonto und Deopt schnell ein hohe Beträge anfallen. Allerdings bieten sehr viele der großen Broker eine kostenlose Depotführung an.

Kosten beim Wertpapierkauf

Neben den eventuellen Kosten des Depots solltet ihr bei der Wahl eures Brockers unbedingt auch auf die Gebühren beim Wertpapierkauf achten. Diese fallen direkt beim Erwerb der Aktien an, aber auch nur dann. Es sind also keine laufenden Kosten.

Die Gebühr teilt sich in die Orderprovision und das börsenplatzabhängige Entgelt auf. Die Orderprovision geht direkt an die Bank und fällt für die Kaufabwicklung an. Das börsenplatzabhängige Entgelt ist, wie der Name schon sagt, von Börse zu Börse unterschiedlich und geht an den jeweiligen Handelsplatz.

Zu unterscheiden sind hier außerdem die Käufe an einer inländischen Börse gegenüber Käufen an ausländischen Börsenplätzen

Inländische Börsenorder

Beim Kauf einer Aktie an einer deutschen Börse bieten die meisten Broker eine dieser beiden Vergütungsformen an:

  • Festpreis je Order
  • Prozentsatz vom Ordervolumen

So zahlt ihr beispielsweise bei flatex pro Order nur 5,90€ – egal wie hoch euer Volumen ist. Bei der comdirect oder auch der ING DiBa zahlt ihr hingegen ein Grundentgelt von 4,90€ und dazu eine Provision von 0,25% eures Ordervolumens. Mindestens fallen bei der comdirect allerdings 9,90€ an, maximal 59,90€. Dazu kommt dann noch das börsenplatzabhängige Entgelt. Beim Kauf über Xetra, die Börse Frankfurt oder Tradegate fallen so noch einmal 0,0025% des Ordervolumens an Kosten für euch an. Auch hier gibt es einen Mindestbetrag von 2,50€. Möchtet ihr über die Börse in Berlin, Düsseldorf oder Hamburg kaufen, fallen mindestens 5€ Entgelt an. An deutschen Börsen könnt ihr übrigens nicht nur mit deutschen sondern auch mit ausländischen Aktien handeln, sofern diese angeboten werden.

Rechnen wir die Gebühren alle zusammen, kostet der günstigste Kauf einer Aktie über die Börse bei der comdirect 12,40€ (9,90€ + 2,50€) Dieser Preis gilt für alle Ordervolumen bis 2000€ (4,90€ + 0,25% * 2000€ + 2,50€ = 12,40€). Für Käufe unter 2000€ Volumen fallt ihr nämlich immer wieder auf die Mindestbeträge zurück.

Gebühren eines Wertpapierkaufs anhand eines Beispiels

Was das Ganze für eure Rendite bedeutet, schauen wir uns in der folgenden Tabelle an.

Ordervolumen Orderprovision Börsenentgelt Anteil am Volumen
250€ 9,90€ 2,50€ 4,96%
500€ 9,90€ 2,50€ 2,48%
1000€ 9,90€ 2,50€ 1,24%
2000€ 9,90€ 2,50€ 0,62%
5000€ 17,40€ 2,50€ 0,4%
10000€ 29,90€ 2,50€ 0,32%

Ihr könnt also sehen: Je höher das investierte Volumen, desto weniger wirken sich die Gebühren auf eure Rendite aus. Wo Kosten von 12,40€ fast 5% von 250 investierten Euro sind, bezahlt ihr bei 2000€ Ordervolumen nur noch 0,62% an Gebühren. Da ihr die Gebühren ja auch irgendwann durch Kursgewinne oder Dividenden wiederbekommen möchtet, ist es sinnvoll bei direkten Käufen eher höhere Summen zu investieren, da euch sonst die Gebühren die Rendite auffressen. Das gleiche gilt übrigens auch bei Verkäufen. Ein guter Weg, auch kleine Summen zu investieren, ist über einen Aktien-Sparplan. Dazu kommen wir aber später.

Schnäppchen-Füchse aufgepasst: Es gibt übrigens einmal im Jahr die Möglichkeit deutsche Aktien ohne Gebühren zu kaufen. Am Tag der Aktie im März zahlt ihr bei teilnehmenden Brokern ab 1000€ Volumen weder Ordergebühren noch börsenplatzabhängige Entgelte.

Ausländische Börsenorder

Bei vielen Brokern könnt ihr auch ausländische Börsenplätze zum Handeln eurer Aktien auswählen. Das macht vor allem Sinn, um dem Fremdwährungsrisiko zu entkommen. Bei der comdirect könnt ihr beispielsweise an den Börsen in New York, Wien, London oder auch an vielen anderen Plätzen handeln.

Eine Auslandsorder kostet 7,90€ plus 0,25% des Ordervolumens. Mindestens sind 12,90€, maximal 62,90€ fällig. Bei diesen Gebühren handelt es sich allerdings nur um die Orderprovision. Das börsenplatzabhängige Entgelt ist an jeder Börse unterschiedlich. Außerdem können noch weitere Gebühren oder Spesen anfallen. So bezahlt ihr in Portugal zum Beispiel zusätzlich 22€ pro Order an die ausländische Börse.

Manche Aktien bekommt man natürlich nur an den Heimatmärkten. Am Ende müsst ihr immer abwiegen, wie viel euch der Besitz dieses bestimmten Wertpapieres wert ist oder ob nicht doch eine zumindest gleichwertige Alternative auch an deutschen Handelsplätzen zu haben ist.

Etwaige Depotgebühren sowie die Kaufkosten von Wertpapieren könnt ihr übrigens ganz leicht in meiner kostenlosen Haushaltsbuch Excel Vorlage eintragen, damit ihr immer eine Überblick über die Kosten habt.


Kosten beim Kauf über einen Sparplan

Wie oben schon erwähnt, geht das Investieren von kleinen Summen stark auf eure Rendite. Bei 250€ im Direktkauf über Xetra fallen knapp 5% an Gebühren an. Ein durchaus kostengünstigerer Ansatz ist der Aktienkauf über einen Wertpapiersparplan. Diesen könnt ihr bei der comdirect schon ab 25€ pro Monat besparen. Dafür sucht ihr euch einfach das passende Unternehmen aus, an dem ihr Anteile erwerben wollt und der Sparplan führt dann einmal im Monat/Quartal eine Order durch. Auf diese Weise könnt ihr auch zum Beispiel 0,48 Anteile an einem Unternehmen erwerben, wenn eure Sparrate nicht für einen ganzen Anteil reichen. Das ist bei einem direkten Kauf nicht möglich. Durch einen Sparplan könnt ihr also erstmal klein anfangen.

Kosten Sparplan Aktien

Für den Kauf über einen Sparplan berechnet die comdirect euch 1,5% des Ordervolumens an Kosten. Dieser Wert ist inklusive aller Gebühren. Dadurch lohnt sich die Investition über einen Sparplan bis zu einem Betrag von 827€ in einen Aktientitel. Darüber hinaus wäre das direkte Investment wieder günstiger. Wie oben beschrieben kostet euch der Kauf von Wertpapieren im Wert von beispielsweise 1000€ dann nämlich nur 1,24% vom Investment. Und das sind schließlich weniger Gebühren als über einen Sparplan. In der oberen Grafik habe ich euch diesen Unterschied noch einmal deutlich gemacht. Dabei gibt der rote Graph die Kosten eines direkten Kaufs und der graue Graph die Gebühren eines Sparplans wider. Dort, wo sich beide Graphen treffen, liegen wir bei 827€ Investitionsvolumen.

Ordervolumen Sparplanausführung Anteil am Volumen
250€ 3,75€ 1,50%
500€ 7,50€ 1,50%
827€ 12,40€ 1,50%
1000€ 15€ 1,50%

Möchte ich beispielsweise erst einen kleinen Betrag in ein Unternehmen stecken, mache ich das eigentlich immer über einen Sparplan, der zeitig ausgeführt wird. So spare ich mir die teuren Gebühren für kleine Volumen.

Nachteile beim Kauf über Sparpläne

Es gibt allerdings auch ein paar kleine Nachteile von Sparplänen. Der erste ist die begrenzte Auswahl. Es sind bei weitem nicht alle Aktien oder ETFs sparplanfähig. Ihr könnt die Aktie, die ihr eventuell kaufen möchtet, also nicht unbedingt über einen Sparplan „besparen“, weil er nicht zur Auswahl steht. Der zweite Nachteil ist, dass ihr den Kaufzeitpunkt nur minimal steuern könnt. Sparpläne können bei der comdirect nur zu vier Daten ausgelöst werden:

  • 1. des Monats
  • 7. des Monats
  • 15. des Monats
  • 23. des Monats

Darin liegt ein großes Risiko. Ihr könnt nämlich kein Limit einstellen. Das bedeutet: Ihr seid euch am 2. Tag des Monats sicher, diese Aktie über einen Sparplan kaufen zu wollen und gebt diesen Auftrag bis zum nächstmöglichen Termin frei. Jetzt sind es bis zum 7. aber noch sechs Tage, in denen einiges passieren kann. Die Aktie könnte beispielsweise um 10% steigen und damit nicht mehr in eure Strategie passen. Ihr könnt die Sparplanausführung zwar immer noch stoppen, aber dieses Risiko sollte euch bewusst sein.

Laufende Kosten eines Wertpapiers

Die bis jetzt beschriebenen Gebühren bezogenen sich ausschließlich auf den Kauf von Wertpapieren. Jetzt schauen wir uns einmal genauer an, welche Kosten auf uns zukommen, wenn wir die Aktien einfach in unserem Depot halten wollen. Für alle, die kein kostenloses Depot haben, fallen als erstes Depotführungsgebühren an. Ansonsten ist das Halten von Aktien kostenlos. Bei einigen Brokern fallen allerdings Gebühren an, wenn Dividenden von ausländischen Titeln ausgeschüttet werden. Bei flatex sind das beispielsweise 1,50€ bei Dividenden bis 15€ und sogar 5€ für Dividenden ab 15€. Das wird vor allem teuer bei amerikanischen Titeln, die jedes Quartal ausschütten. Bei der comdirect ist dieser Service kostenlos.

Anders als bei Aktien, fallen bei ETFs jedoch jährliche Gebühren allein für das Halten an. Das sind die sogenannten „laufenden Kosten“, früher auch Total Expense Ratio (TER). Diese Gebühr geht allerdings nicht an den Broker, sondern wird vom Fondsbetreiber eingezogen und deckt alle Kosten ab, die zur Betreibung des Fonds anfallen. Daher ist es egal, wo ihr euer Depot habt, die laufenden Kosten für einen ETF sind bei allen Brokern gleich. Jedoch sind diese Gebühren von ETF zu ETF unterschiedlich. Von TER hast du vorher noch nie etwas gehört? Dann lies dir meinen Beitrag zu allen wichtigen Begriffen, die man vor dem ETF-Kauf wissen muss, durch!

Die Kosten eines ETFs im ersten Jahr beim Kauf über die Börse setzten sich also wie folgt zusammen: Ordervolumen + Ordergebühr + börsenabhängiges Entgelt + laufende Kosten. Bei einer direkten Investition von 2000€ in den ETF110 wären das also 16,40€ an Gebühren im ersten Jahr (12,40€ + 2000 * 0,002 = 16,40€). Im folgenden Jahr sind dann nur noch die laufenden Kosten von 4€ pro Jahr zu begleichen (2000 * 0,002 = 4€). Diese werden, ganz komfortabel, automatisch eingezogen.

Kosten eines Wertpapierverkaufs

Möchtet ihr ein Wertpapier wieder verkaufen, fallen im Grunde die gleichen Kosten wie beim Kauf an. Auch hier zahlt ihr wieder eine Orderprovision und ein börsenplatzabhängiges Entgelt. Der Unterschied zu den Gebühren beim Kauf liegt hoffentlich in der Höhe. Denn durch Kurszuwächse ist der Wert eures Wertpapiers gestiegen und damit auch die Bemessungsgrundlage der Gebühr. Steigt der Wert eurer Aktie von 2000€ auf 2500€ an und wollt ihr sie dann verkaufen, müsst ihr auch für die 2500€ Gebühren zahlen.

Steuern auf Wertpapiergewinne

Zusätzlich fallen beim Verkauf von Aktien und ETFs natürlich auch Steuern an. Allerdings nur, wenn ihr Gewinn macht. Ein Verlust lässt sich mit anderen Erträgen verrechnen. Zu zahlen habt ihr die Abgeltungssteuer in Höhe von 25% auf den Gewinn zuzüglich 5,5% Solidaritätszuschlags, also insgesamt 26,375%. Dazu kommt noch die Kirchensteuer, falls ihr in einer Kirche seid. Bei ausländischen Aktien fällt eventuell auch noch eine Quellensteuer an. Ihr seht schon, die Frage nach der Höhe der Steuern lässt sich nicht so einfach beantworten und sollte immer auch mit Hilfe eines Steuerberaters beantwortet werden.

Ich versuche das Ganze einmal anhand unseres Beispiels exemplarisch durchzurechnen. Angenommen wir haben 500€ Gewinn mit einer deutschen Aktie gemacht (Kursanstieg von 2000€ auf 2500€). Von meinem Gewinn kann ich nun die Gebühren für den Wertpapierkauf und -verkauf abziehen. So bleiben noch 473,95€ übrig [500 – (12,40€ + 2500€ * 0,25% + 4,90€ + 2,50€) = 473,95€]. Wären dies meine einzigen Gewinne, bin ich noch innerhalb des Freibetrags von 801€ für alleinstehende und müsste gar keine Abgeltungssteuer bezahlen. Sind Steuern fällig, werden sie aber auch automatisch vom Broker an das zuständige Finanzamt übermittelt. In meinem Beispielfall wären das Steuern in Höhe von 125€.

Hin und her macht Taschen leer

Ihr seht schon, auch bei einem Discount Broker, wie der comdirect, ist das Handeln von Wertpapieren leider immer noch nicht ganz billig. Hohe Gebühren fressen gern ein Stück der Rendite auf. Gerade bei kleinen Beträgen wird es besonders schwer die Kosten nach kurzer Zeit durch Kursgewinne wieder wett zu machen. Verkauft ihr eure Wertpapiere dann auch wieder schnell, müsst ihr einen sehr hohen Gewinn eingefahren haben, um mit einem Plus aus der Sache herauszukommen. Daher lautet eine alte Börsenweisheit nicht umsonst: „Hin und her macht Taschen leer“.

Kosten Aktienkauf

Zum Schluss habe ich euch noch einmal eine Grafik erstellt, auf der man sehr schön erkennen kann, wie viel Rendite ihr mit einem Wertpapier machen müsst, um Kauf- und Verkaufsgebühren wieder raus zu haben. Gerechnet habe ich dabei immer mit den 12,40€, welche die comdirect für den Kauf sowie den Verkauf an einer inländischen Börse verlangt, etwa an der Xetra, für Investitionen unter 2000€. Über diesem Wert nähern sich die Kosten immer weiter der 0% Marke an, werden sie aber nicht treffen. Bei einem direkten Investment von 100€ solltet ihr also mindestens 25% an Kursgewinnen eingefahren haben, um dies nicht mit einem Verlust zu verkaufen. Je höher eure Investitionsvolumen für einen Wert werden, desto weniger Kursgewinne müsst ihr einfahren, damit sich ein eventueller Verkauf lohnt.

In den USA gibt es mittlerweile durchaus erfreuliche Entwicklungen. Schließlich bieten die ersten Broker Aktienkäufe ganz ohne Gebühren an. Dann wird es einfacher auch kleine Summen rentabel zu investieren. Wann das in Deutschland kommt, steht allerdings in den Sternen.

Habt ihr schon Erfahrungen mit gebührenfreien Aktienkäufen gemacht? Dann schreibt es gern in die Kommentare!

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