Ethische Banken: Eine Übersicht über die grünen Alternativen

Grüne Banken handeln fair, ökologisch und ethisch korrekt. Kein Wunder, dass diese sozialen Alternativen zu klassischen Banken immer weiter an Beliebtheit gewinnen. Gerade junge Menschen setzen sich immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Doch ab wann darf sich eine Bank eigentlich als ethisch bezeichnen? Welche grünen Banken gibt es in Deutschland und haben faire Banken auch Nachteile? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.




Kriterien für grüne Banken

Kriterien vom Fair Finance Guide

Was sind ethische Banken?

In meinem letzten Blog-Eintrag habe ich mich schon mit nachhaltigen ETFs beschäftigt. Doch einen nachhaltigen ETF bei einer klassischen Bank kaufen? Das passt nicht so richtig zusammen. Deswegen schauen wir uns jetzt einmal an, was ethische Banken überhaupt sind und inwiefern sie sich von klassischen Banken unterscheiden.

Nachhaltige Banken sind einfach gesagt Geldhäuser, die soziale und ökologische Faktoren bei der Kreditvergabe oder beim Kauf von Aktien und Anleihen betrachten. Welche Faktoren genau analysiert werden, kann jede Bank für sich selbst ausmachen. Deshalb vertraue ich als Verbraucher eher auf unabhängige Stellen, die Banken anhand bestimmter Kriterien als grün, ethisch oder nachhaltig einstufen.


Eine gute und unabhängige Initiative ist der Fair Finance Guide Deutschland. Daran ist unter anderem die Verbraucherzentrale Bremen beteiligt. Der Fair Finance Guide hat ein eigenes System aufgesetzt, anhand dessen Banken in Sachen Ethik, Ökologie und Nachhaltigkeit bewertet werden. Die genauen Kriterien findest du in der Grafik oben. Diese decken sich größtenteils auch mit den Nachhaltigkeitszielen der UN (Sustainable Development Goals). Je mehr eine Bank die Kriterien erfüllt, desto fairer und nachhaltiger gilt sie. Einige Prüfkriterien sind:

  • Klimaschutz
  • Einhaltung von Menschenrechten
  • Transparenz
  • Ausschluss von Investitionen in die Rüstungsindustrie
  • Nachhaltige Energieerzeugung

Neben dem Fair Finance Guide könnt ihr noch bei der Global Alliance for Banking on Values oder beim Forum Nachhaltige Geldanlagen nach Umwelt-Banken schauen. Die letzten beiden Initiativen sind eher als Fachverbände zu sehen und nicht unabhängig, da sie von ihren Mitgliedern finanziert werden.

Die Begrifflichkeiten für Alternativbanken sind unscharf. Deswegen werden ethische, grüne, nachhaltige, soziale oder ökologische Banken oft synonym verwendet.

Vorsicht vor Greenwashing

Lasst euch nicht täuschen: Viele Banken bespielen das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf ihr soziales Engagement oder ihre Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz (Strom aus erneuerbarer Energie oder Mitarbeiterzufriedenheit). Das bezieht sich aber nur auf das eigene Unternehmen. Viel mehr können Banken allerdings in ihrem Kerngeschäft bewirken. Das heißt mit der Entscheidung, an welche Art von Unternehmen sie Geld vergeben. Man hört ja auch eher selten, dass eine Bank in Deutschland schädliche Chemikalien selbst in Flüsse leitet.

Unterschied klassische vs. grüne Banken

Wenn man den Unterschied von grünen Banken zu klassischen Banken verstehen möchte, muss man sich zu aller erst einmal anschauen, was Banken mit dem Geld machen, was ihnen anvertraut wurde.

Klassische gegen ethische Banken

Grafik von Fair Finance Guide

Auch dafür hat der Fair Finance Guide eine schöne Grafik erstellt. Legt ihr euer Geld über ein Produkt einer klassischen Bank an, das sind beispielsweise Tages- oder Festgeld, kauft diese davon Aktien oder vergibt Kredite, um euch wiederum Zinsen zahlen zu können. Ethische Banken würden jetzt genau prüfen, welchen Unternehmen sie einen Kredit gewähren. Klassische Banken achten dabei nicht auf Prüfkriterien für nachhaltiges Banking. Vielmehr liegt hier das Augenmerk auf Profitabilitätskennzahlen.

Das bedeutet: Klassische Banken investieren auch in Unternehmen, vor denen soziale Banken zurückschrecken würden. Das sind beispielsweise Rüstungs- und Bergbauunternehmen oder Kohle- und Atomkraftwerke.

Generell können wir also festhalten, dass Investitionen von ethisch fairen Banken strengeren Kriterien unterliegen und ihr oberstes Ziel nicht der Profit ist, sondern die Welt, laut eigenen Aussagen, ein Stückchen besser zu machen.

Worin investieren nachhaltige Banken?

Doch wie und wo investieren soziale Banken ihr Geld konkret? Das regelt jede Alternativbank natürlich selbst. Doch die meisten haben sogenannte Positivkriterien und Ausschlusskriterien.

Wird durch eine Investition eine ökologische Verbesserung der aktuellen Lage ermöglicht, die zu den Nachhaltigkeitszielen der UN (SDG) passt? Dann handelt es sich um ein Positivkriterium. Beeinträchtigt die Investition weder Mensch, Tier noch Natur? Dann unterliegt sie auch keinem Ausschlusskriterium. Vereinfacht dargestellt, läuft so die Prüfung für grüne Investments der Banken ab.

Prüfprozess ethische Investments

Prüfprozess ethischer Investments der UmweltBank

Die UmweltBank vergibt Kredite beispielsweise für:

  • ökologisches Bauen
  • erneuerbare Energien
  • Bio-Landwirtschaft
  • Förderung von Umweltprojekten

Dazu investiert die UmweltBank in:

  • zweckgebundene Schuldscheindarlehen
  • Green-/Social-Bonds

Andere grüne Banken gehen dabei ähnlich vor. Natürlich unterziehen ethische Banken Projekten nicht nur einer ökologischen, sondern auch einer wirtschaftlichen Prüfung. Denn am Ende wollen und müssen auch sie Geld verdienen. Wie auch du nachhaltig Investieren kannst, liest du in einem anderen Artikel von mir.

Übersicht: Ethische Banken in Deutschland

Wir haben uns angesehen, was nachhaltige Banken sind, worin sie investieren und inwiefern sie sich von klassischen Banken in ihrem Handeln unterscheiden. Jetzt ist es an der Zeit zu schauen, welche grünen Banken gibt es überhaupt in Deutschland? Welche Banken sind fair? Da im Fair Finance Guide (FFG) nur Banken vertreten sind, die Girokonten für Privatpersonen anbieten und in grüne Anlagen investieren, fehlen ein paar Alternativbanken. Ich habe die Auflistung daher um weitere nachhaltige Banken und ihre Leistungen für Privatkunden ergänzt (ohne Gewähr).

GLS Bank

Die GLS Bank schneidet beim FFG am besten von allen ethischen Banken ab. Dazu ist sie nach Unternehmensangaben die älteste Öko-Bank der Welt.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Kreditkarte
  • Depot
  • Tages- und Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte
  • Kredite

EthikBank

Die EthikBank betitelt sich selbst als „die gläserne Bank“ und belegt den zweiten Platz beim Fair Finance Guide. Sie ist eine reine Direktbank.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Kreditkarte
  • Depot
  • Tages- und Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte
  • Kredite

Triodos Bank

Die Triodos Bank hat ihren Sitz in den Niederlanden und ist die größte ökologische Bank der ganzen Welt.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Kreditkarte
  • Depot über Fondsdepot Bank
  • Tages- und Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte

KD-Bank

Das KD der KD-Bank steht für Kirche und Diakonie. Dementsprechend kommen die meisten institutionellen Kunden aus dem Umfeld der Evangelischen Kirche. Die KD-Bank belegt den vierten Platz im FFG-Ranking.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Kreditkarte
  • Depot über VR-ProfiBroker
  • Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte
  • Kredite

Pax-Bank

Auch die Pax-Bank ist eine christlich-soziale Bank. Hinter der KD-Bank belegt sie Platz fünf im FFG-Ranking.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Kreditkarte
  • Depot über VR-ProfiBroker
  • Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte
  • Kredite

UmweltBank

Die Umwelt taucht im FFG nicht auf, da sie keine Girokonten für Privatpersonen anbietet. Ihr Fokus liegt auf der Geldanlage in grüne Vorhaben.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Tages- und Festgeld
  • Vorsorge- und Anlageprodukte
  • Kredite

Tomorrow

Auch die Tomorrow Bank wurde noch nicht vom Fair Finance Guide bewertet. Das liegt daran, dass sie bislang noch keine Kredite an Unternehmen vergeben oder Aktien und Anleihen kaufen. Allerdings plant Tomorrow das Aufsetzen eines Fonds und investiert laut eigenen Angaben nur in nachhaltige und soziale Projekte.

Leistungsumfang (nicht abschließend):

  • Girokonto
  • Visa Debitkarte

Leistungsumfang ethischer Banken

Der Leistungsumfang vieler fairer Banken steht dem von klassischen Banken in nichts nach. Auch grüne Banken bieten Girokonten mit Kreditkarten, Tages- und Festgeld sowie Kredite an. Bei vielen lässt sich gar ein Depot führen, auch wenn es meist nur in Kooperation mit einem externen Broker geht. Aber auch hier merkt man wieder den Unterschied zu konventionellen Banken: Die sozialen Banken bieten sogar einen Nachhaltigkeits-Depotcheck an oder haben eigene Umweltfonds, in die ich als Privatkunde investieren kann. Einziger Nachteil: Kosten und Performance.


Gebühren nachhaltiger Banken

Während der Recherche habe ich, außer Tomorrow, keine grüne Bank gefunden, die ein kostenloses Girokonto anbietet. Auch die Führung eines Depots ist immer mit Kosten verbunden. Viele klassische Banken bieten hier bereits kostenlose Basisvarianten an. Die Kosten für ein Basis-Girokonto variieren dabei von 2 € bis zu 8,50 € im Monat. Bei den Depotkosten wird es noch teurer. So kostet ein Depot bei der EthikBank pauschal 25 € im Jahr. Dazu kommen 0,35 % vom Kurswert eines Wertpapiers, mindestens aber 5 € pro Bestandsposten. Bei 20 Werten, die für eine ordentliche Diversifikation nötig sind, fallen so schnell über 100 € Depotkosten an. Auch hier haben ETF-Anleger wieder einen klaren Vorteil. Wer dazu noch eine Kreditkarte möchte, der zahlt gern weitere 30 € im Jahr.

Dazu muss man allerdings erwähnen, dass viele ethische Banken als Genossenschaften fungieren. Damit gehören sie ihren Mitgliedern. Das hilft ihnen dabei unabhängig zu sein. Um Mitglied zu werden, müssen Anteile gezeichnet werden. Das sind bei der GLS Bank beispielsweise 5 Anteile im Wert von insgesamt 500 €. Für die Beteiligung an der Genossenschaft habt ihr die Chance auf eine Dividende und bekommt dadurch einen Teil der Gebühren ausgezahlt. Allerdings sind das bei der GLS Bank maximal 3 % und damit gerade einmal 15 € pro Jahr auf die 500 € Mindesteinlage. Zusätzlich erhaltet ihr Vergünstigungen. So entfällt als GLS-Mitglied beispielsweise die Kreditkarten-Gebühr.

Die gute Nachricht: Auch Nicht-Mitglieder können bei vielen ethischen Banken ein Konto eröffnen oder Geld anlegen.

Welche ist die beste grüne Bank?

Wenn wir uns die Wertung des Fair Finance Guides anschauen, dann ist die Frage nach der besten grünen Bank schnell beantwortet. Die GLS-Bank schneidet insgesamt über alle Bewertungskriterien am besten ab und belegt deshalb den ersten Platz. Allerdings stellt sich dazu immer noch die Frage: Welche ist die beste faire Bank für meine Bedürfnisse? Und da gilt wie immer: vergleichen, vergleichen, vergleichen. Braucht ihr nur ein Girokonto und eine Kreditkarte, werdet ihr fast bei allen nachhaltigen Banken fündig. Möchtet ihr hingegen auch Wertpapiere über ein faires Depot handeln, lohnt sich ein Blick in den Preisaushang.

Geht es euch rein darum eine nachhaltige Bank zu finden, kann man pauschal sagen, dass jede der hier vorgestellten grüner und sozialer ist, als klassische Banken.

Nachteile von Öko-Banken

Wie bereits erwähnt haben ethische Banken meist eine hohe Gebührenstruktur, was wohl zu ihren größten Nachteilen zählt. Zusätzlich haben sie meist auch etwas schlechtere Zinskonditionen, wenn es um Kredite geht. Hier können sie oft nicht mit den großen konventionellen Banken mithalten. Dazu kommen natürlich die strengen Vergaberichtlinien für einen Kredit. So kann es schwerer fallen ein Darlehen von einer grünen Bank zu bekommen. Auch Verwahrentgelte geben Öko-Banken, wie ihre konventionellen Brüder, an ihre Kunden weiter.

Fazit

Auch wenn die Gebühren von ethischen Banken etwas höher sind: dahinter steckt ja ein guter Zweck. Als Kunde einer grünen Bank gestaltet ihr eine nachhaltigere Zukunft mit. Ihr macht es „bösen“ Unternehmen theoretisch schwieriger an gute Kreditkonditionen zu kommen und somit komplizierter fragwürdige Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ob das bereits in der heutigen Welt Auswirkungen hat, ist bei dem kleinen Anteil, den Öko-Banken am Weltmarkt haben, noch fragwürdig. Zumindest helfen sie aber nachhaltige Projekte zu finanzieren, die unter klassischen Bedingungen nur schwer einen Kredit bekommen würden.

Ich möchte klassische Banken nicht verteufeln und ich habe selbst noch Geld dort liegen. Aber wenn man sich für ein Konto oder Sparprodukt bei einem der großen deutschen Banken entscheidet, sollte man gleichzeitig wissen, was mit seinem Geld dort passiert. Kostenlos ist zwar des Deutschen liebstes Argument, doch auch bei klassischen Banken hat die Geldanlage einen Preis – nur keinen monetären.

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2 Kommentare.

  • Werner Möll
    23/11/2020 09:50

    Bevor jetzt jemand Tomorrow empfiehlt, kann ich nur sagen FINGER WEG! Erstens ist es keine Bank sie dürfen sich nicht mal so nennen, weil die keine Banklizenz haben (steht auf deren Webseite). Sie nutzen eine Lizenz von einem Fintech (Solaris) das aber nicht nachhaltig ist. Die App spinnt aktuell ständig, viele Menschen warten auf Ihr Gehalt oder sind im Minus (Quelle Support Forum). Ich wollte dort ein P-Konto eröffnen, da wurde mir sofort gekündigt. Als Hauptkonto ist es daher überhaupt nicht zu empfehlen. Gruß Werner

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